Der Winter 2022/23 war der zwölfte zu warme Winter in Deutschland in Folge [1]. Dies zeigt sich an den Monatsmitteln der Lufttemperatur im Vergleich mit der Referenzperiode von 1981–2010. Diese sind für die vier Stationen Norderney, Schleswig, Warnemünde und Greifswald in Tabelle 1 dargestellt. Bis auf den Dezember 2022 lagen alle Monatsmitteltemperaturen über den Werten des Vergleichszeitraums. Insbesondere im Januar und im Februar 2023 war es deutlich wärmer als gewöhlich. Dort lagen die Monatsmitteltemperaturen 3 °C bis 3,7 °C bzw. 1,9 °C bis 3,1 °C über denen des Vergleichszeitraums. Im Dezember hingegen war es vor allem entlang der Ostküste bei Abweichungen von -0,3 °C bis 0 °C von den langjährigen Mitteln kälter als gewöhnlich. Entlang der Nordsee war es im Dezember nur geringfügig wärmer.
November | Dezember | Januar | Februar | März | ||||||
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T [°C] | ΔT | T [°C] | ΔT | T [°C] | ΔT | T [°C] | ΔT | T [°C] | ΔT | |
Norderney | 8.20 | 1.60 | 3.70 | 0.20 | 5.60 | 3.00 | 5.70 | 3.10 | 6.40 | 1.50 |
Schleswig | 6.90 | 1.90 | 2.00 | -0.00 | 4.40 | 3.10 | 4.00 | 2.60 | 5.10 | 1.30 |
Warnemünde | 7.20 | 1.60 | 2.10 | -0.30 | 4.90 | 3.40 | 3.70 | 1.90 | 5.70 | 1.50 |
Greifswald | 6.40 | 1.70 | 1.10 | -0.30 | 4.30 | 3.70 | 3.00 | 2.00 | 5.20 | 1.50 |
Detaillierter zeigt sich der Verlauf des Winters anhand der Tagesmitteltemperaturen für die vier Stationen Norderney, Schleswig, Warnemünde und Greifswald von November 2022 bis April 2023 in Abbildung 1. Zu Beginn des Novembers lagen die Temperaturen oftmals noch im zweistelligen positiven Bereich. Mit Beginn der dritten Novemberdekade traten örtlich entlang der Ostseeküste erstmals kurzzeitig Tagesmitteltemperaturen unter dem Gefrierpunkt auf. Die Temperaturen stiegen jedoch rasch wieder an. Gegen Ende der ersten Dezemberdekade sorgte dann polare Kaltluft für rasch fallende Temperaturen und teilweise Dauerfrost [2]. Diese Wetterlage hielt bis zum 18. Dezember 2022 an. Danach sorgte der Ausläufer eines Sturmtiefs für rasch steigende Temperaturen und Regen. Die Tagesmitteltemperaturen stiegen dabei verbreitet um bis zu 10°C innerhalb von zwei Tagen. Auch im Folgenden blieben die Tagesmitteltemperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt und zum Jahreswechsel lagen sie teilweise im zweistelligen Plusbereich. Das warme Wetter setze sich zunächst im Januar fort. Erst gegen Ende der zweiten Monatsdekade sanken die Temperaturen und es gab vereinzelt Tagesmitteltemperaturen unter dem Gefrierpunkt. Im Februar gab es zu Beginn eine Phase kälterer Temperaturen. Danach blieb es bei Tagesmitteltemperaturen meist über null Grad ehe es zu Beginn des Märzes nochmal etwas kälter wurde. Danach blieben die Tagesmitteltemperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt.
In Abbildung 2 sind die Anzahl der Eistage, die Tage an denen die Lufttemperatur nicht über den Gefrierpunkt steigt, und die Kältesumme, der Betrag der Summe der negativen Tagesmitteltemperaturen, der Stationen Emden, Norderney, List, St. Peter Ording, Hamburg Fuhlsbüttel, Schleswig, Warnemünde, Greifswald, Arkona und Greifswalder Oie für die vergangenen vier Winter dargestellt. Im Vergleich der vergangenen Winter lag die Anzahl der Eistage im Winter 2022/23 für fast alle Stationen über denen der Winter 2019/20 und 2021/22 aber zumeist unterhalb denen des Winters 2020/21. Für die Kältesumme zeigt sich ein entsprechendes Bild. Die Kältesumme ist zudem ein Maß für die Stärke des Winters. Alle vier vergangenen Winter gelten mit einer Kältesumme von unter 100 als milde Winter für die ausgewählten Stationen.
Ob sich Meereis bildet, ist abhängig von der Wassertemperatur. Denn erst wenn das Wasser den Gefrierpunkt erreicht, kann sich Eis bilden. Für salzhaltiges Wasser liegt der Gefrierpunkt unterhalb von 0°C. Neben der Temperatur spielt aber auch der Seegang eine Rolle, da in aufgewühlten Gewässerndie Eisbildung verzögert wird. Die Wassertemperaturen der Nordseestationen Büsum(Schleuse), Brunsbüttel, Cuxhaven und Norderney in Tiefen von 1 m bis 1,5 m sind in Abbildung 3 dargestellt. Die Wassertemperaturen der Stationen Travemünde, Warnemünde, Sassnitz und Koserow entlang der Ostseeküste sowie in den Boddengewässern um Rügen und dem Kleinen Haff für die Stationen Barhöft, Stahlbrode, Wolgast, Karlshagen und Karnin sind in den Abbildungen 4 und 5 dargestellt. Die Wassertemperaturen spiegeln im Großen und Ganzen den Verlauf der Lufttemperaturen wider. Im November sanken die Wassertemperaturen in allen Küstengebieten kontinuierlich. Die kurze Kaltperiode mit den darauffolgenden wärmeren Temperaturen ist an allen Stationen zu erkennen. Mit der Kaltperiode im Dezember sinken die Wassertemperaturen an allen Stationen auf ihren Minimalwert. Negative Temperaturen werden jedoch nur für die Stationen Barhöft, Stahbrode, Wolgast und Karnin in den Boddengewässern und dem kleinen Haff mit der geringsten Messtiefe von 0,5 m gemessen. Mit den warmen Temperaturen über den Jahreswechsel steigen auch die Wassertemperaturen wieder deutlich an. Im weiteren Verlauf liegen die Temperaturen dann zumeist zwischen 0 °C und 5 °C entlang der Ostseeküste und um 5 °C entlang der Nordseeküste. Insgesamt ändern sich die Wassertemperaturen nur noch wenig im weiteren Verlauf des Winters und folgen dabei allgemein den Lufttemperaturen. Ab Mitte März steigen die Wassertemperaturen in allen Küstengebieten wieder an.
Entsprechend der Wetterbedingungen war der Eiswinter 2022/23 an der deutschen Nord- und Ostseeküste ein schwacher Eiswinter. Nennenswerte Eisbildung fand an den deutschen Küsten nur während der Kälteperiode im Dezember statt. Dort bildete sich insbesondere im Kleinen Haff, dem Peenestrom samt Achterwasser, den Boddengewässern um Rügen, der Darß-Zingster Bodddenkette sowie der Schlei eine geschlossene Eisdecke. In geschützten Buchten entlang der Nord- und Ostseeküste hat sich örtlich ebenso Eis gebildet. In der ersten Februardekade gab es nochmal Randeis in geschützten inneren Gebieten der Boddengewässer bei Rügen und dem Achterwasser sowie vereinzelt dünne Eisschichten in Häfen.
Das erste Eis bildete sich örtlich entlang der Ostseeküste um den 10. Dezember 2022 bevor dann um den 13./14. Dezember weiträumigere Eisbildung in den Boddengewässern und geschützten Gebieten entlang der Küste einsetzte. Entlang der Nordseeküste setze Eisbildung um den 15./16. Dezember 2022 ein.
Abbildung 6 zeigt die Eissituation von Fehmarn bis zum Stettiner Haff an Hand eines optischen Bildes von Sentinel-2 am 17.12.2022. Das Eis in der Darß-Zingster Boddenkette, dem Peenestrom und dem Kleinen Haff ist bereits schneebedeckt und unterscheidet sich daher kaum von dem umgebenden Land. Dünneres Eis um Rügen und im Stettiner Haff zeigt sich durch gräulichere Farbe und ganz dünnes Eis ist ohne Vergrößerung kaum vom Wasser zu unterschieden. Hier zeigen sich dann kleinere helle Strukturen, die z.B. durch das Übereinanderschieben von dünnem Eis entstehen. Der 17.12.2022 liegt kurz vor der maximalen Eisbedeckung des Winters und im Verlaufe der kommenden Tage hat sich das Eis kaum weiter ausgedehnt.
Abbildung 7 zeigt ein Sentinel-1 Radarbild der deutschen Ostseeküste von der Flensburger Förde bis zum Stettiner Haff vom 20.12.2022. Dies ist ein Tag, nachdem die maximale Eisbedeckung erreicht wurde. Das Eis hebt sich durch seine dunklere Farbe gegenüber dem helleren Meer insbesondere in der Darß-Zingster Boddenkette, den Boddengewässern um Rügen, dem Peenestrom und dem Stettiner Haff ab. Der gleichmäßig dunkle Ton des Eises zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt bereits Tauwetter eingesetzt hat. Im Stettiner Haff ist die Fahrrinne nach Stettin deutlich durch die helle Linie zu erkennen, die durch beim Brechen des Eises entstehende kleine Eisschollen und Eisbruchstücke im Radarbild sichtbar wird.
Mit dem Einsetzen von Tauwetter ab dem 19. Dezember 2022 mit stark steigenden Temperaturen und teils ergiebigen Niederschlag verschwand das wenige, dünne Eis entlang der Nordseeküste sehr schnell. In der Ostsee schmolz das Eis entlang der schleswig-holsteinischen Küste mit Ausnahme der inneren Schlei ebenfalls zügig bis zum 20. Dezember 2022. Entlang der Küste Mecklenburg-Vorpommerns hielt sich das Eis insbesondere in den Boddengewässern und dem Stettiner Haff deutlich länger und verschwand dort meist bis zum 27. Dezember. Im Achterwasser und entlang der Nordküste des Stettiner Haffs hielt sich Resteis noch bis zum Jahreswechsel. Das letzte Eis wurde am 29. Dezember für die Station Kamminke (Hafen und Umgebung) gemeldet. Die größten Eisdicken wurden dabei in den Boddengewässern und dem Kleinen Haff erreicht und lagen dort meist um 10 cm mit örtlich auch etwas dickerem Eis, welches sich in Küstennähe dann länger gehalten hat.
Der Verlauf des Eiswinters zeigt sich auch anhand der täglichen flächenbezogenen Eisvolumensumme. Die flächenbezogene Eisvolumensumme ist ein Maß für die Eiswinterstärke, die aus der Eisdicke, dem Eisbedeckungsgrad und der Dauer des Eisvorkommens berechnet wird [3]. Die Eisvolumensumme zur Beurteilung des Eiswinters wird an 13 Klimastationen jeweils entlang der Nord- und Ostseeküste bestimmt. An der Nordsee werden folgende Stationen für die Berechnung verwendet: Borkum/Westerems, Emden (Ems und Außenhafen), Norderney/Seegat, Wangerooge/Watten, Hohe Weg/Leuchtturm, Brake (Weser), Helgoland, Stadersand/Elbe, Brunsbüttel, Hamburg/Landungsbrücken, Husum (Hafen), Amrum/Schmaltief und Tönning (Hafen). An der Ostsee werden folgende Station herangezogen: Koserow, Arkona, Landtiefrinne, Vierendehlrinne, Warnemünde/Seegebiet, Rostock-Warnemünde, Walfisch-Timmendorf, Travemünde-Lübeck, Marienleuchte/Seegebiet, Westermarkelsdorf/Seegebiet, Eckernförde (Hafen), Schleimünde-Schleswig und Flensburg-Holnis. An der Nordsee wurde für den Eiswinter 2023 nur für die Station Wangerooge/Watten Eis gemeldet. An der Ostseeküste war an insgesamt fünf Stationen Eis: Vierendehlrinne, Rostock-Warnemünde, Walfisch-Timmendorf, Travemünde-Lübeck und Flensburg-Holnis. Die tägliche Eisvolumensumme für die Nord- und Ostsee ist in Abbildung 8 dargestellt.
Die kurze Periode der örtlichen Eisbildung in der Nordsee zeigt sich auch an der Eisvolumensumme, die nur an vier Tagen vom 16.-19. Dezember 2022 auftritt. An der Ostseeküse nimmt die tägliche Eisvolumensumme ab dem 10. Dezember bis zu Beginn des Tauwetters am 19. Dezember kontinuierlich zu. Danach nahm die tägliche Eisvolumensumme zügig ab und am 26. Dezember ist an den Klimastationen das Eis verschwunden. Damit spiegelt die tägliche Eisvolumensumme den Verlauf des Eiswinters gut wider. Die inneren Boddengewässer und das Kleine Haff werden durch die Klimastationen nicht erfasst, da sich auch in schwachen Eiswintern dort meist Eis bildet und sie somit kein geeignetes Maß für die Eiswinterstärke darstellen.
Insgesamt wurde im Winter 2022/23 an 54 von 123 Eisstationen an der Nord- und Ostseeküste Eis gemeldet. 12 Stationen lagen an der Nordsee und 42 entlang der Ostseeküste. Die meisten Tage mit Eis gab es an der Station Barth mit 16 Tagen und den Stationen Althagen und Kamminke (Hafen und Umgebung) mit 15 Tagen. An der Nordseeküste wurde an den Stationen von Büsum (Hafen, Norderpiep und Süderpiep) und Wangerooge (Watten und Harle) mit 4 Tagen die meisten Tage mit Eis gezählt. Eine Übersicht über alle deutschen Eisbeobachterstationen mit Eismeldungen in diesem Winter finden sich in den Anhängen A und B.
In den deutschen Seegebieten ist es im Winter 2022/23 zu keinen nennenswerten Behinderungen der Großschifffahrt gekommen. Im westlichen Teil der Insel Rügen verlief der Fährverkehr zwischenzeitlich ohne Unterstützung in einer offenen Rinne. Im Peenestrom wurde zwischenzeitlich mit einem Mehrzweckschiff Eis aufgebrochen. Zu Behinderungen der Klein- und Freizeitschifffahrt ist es in Gebieten mit geschlossener Eisdecke vorwiegend in den Boddengewässern, dem Peenestrom und dem Kleinen Haff gekommen.
Die Zeitreihe der akkumulierten Eisvolumensumme für die Ostseeküste seit 1879 ist in Abbildung 10 dargestellt. Über den gesamten Zeitraum von 145 Jahren waren 29 Winter schwächer oder gleich stark und 115 stärker als der diesjährige. Seit 2010 gab es keinen starken Eiswinter mehr und der letzte sehr starke Eiswinter ist 1996 aufgetreten.
Abbildung 11 zeigt die Zeitreihe der akkumulierten Eisvolumensumme für die Nordseeküste seit 1897. Über den gesamten Zeitraum von 127 Jahren waren 19 Winter schwächer oder gleichstark und 107 stärker als der diesjährige. Den letzten starken Eiswinter gab es im Jahr 1996 und den letzten sehr starken Eiswinter im Jahre 1979. Insgesamt zeigt sich, dass es seit der Jahrtausendwende nur einen starken Eiswinter an der Ostseeküste 2010 gegeben hat und ansonsten die Eiswinter an beiden Küsten schwach oder mäßig waren.Im Skagerrak und Kattegat ist im vergangenen Winter nur vereinzelt zumeist dünnes Eis aufgetreten. Entlang der norwegischen Küste hat sich jedoch in einigen inneren und geschützten Buchten Festeis gebildet, welches sich örtlich von Mitte Dezember bis in den April gehalten hat. In dänischen Gewässern und entlang der schwedischen Südküste bis hinauf nach Kalmar gab es im Verlauf des Winters etwas Neueis während der Kaltperiode im Dezember. In den Haffgebieten von der polnischen bis zur litauischen Küste haben sich mit der Kaltperiode im Dezember geschlossenen Eisdecken mit bis zu 10 cm Dicke gebildet, wobei im Kurischen Haff Eisbildung schon etwas früher einsetzte als weiter westlich. Das Stettiner Haff war Ende Dezember bis auf örtliches Randeis wieder eisfrei. Im Frischen Haff hielt sich das letzte Eis bis in den Januar hinein. Das Kurische Haff war Mitte Januar wieder so gut wie eisfrei, etwas Treibeis hielt sich jedoch bis Ende Januar. Auf See hat sich in diesem Winter vom Skagerrak bis in die südöstliche Ostsee kein nennenswertes Eis gebildet. Somit gab es für die kommerzielle Großschifffahrt keine Einschränkungen. Örtlich in Küstengebieten gab es bei geschlossenen Eisdecken und in einigen wenigen norwegischen Fjorden Einschränkungen für die Klein- und Freizeitschifffahrt.
Die Eissaison in der gesamten Ostsee war insgesamt ebenfalls mild, obwohl die Bottenwiek bis nach Kvarken zeitweise komplett zugefroren war. Weiter südlich von der Bottensee bis in die zentrale Ostsee und den Rigaischen Meerbusen bildete sich jedoch außerhalb der küstennahen Gebiete so gut wie gar kein Eis. Im Finnischen Meerbusen fand sich Treibeis auf See zumeist nur im östlichsten Teil.
Die Eissaison in der Ostsee begann um den 15. November in der nördlichen Bottenwiek. Es dauerte jedoch bis Ende November bis sich die Eisbildung entlang der Küsten weiter nach Süden bis Kvarken ausbreitete. Im östlichen Finnsichen Meerbusen begann die Eisbildung um den 20. November bei St. Petersburg und in der Bucht von Vyborg. Im Rigaischen Meerbusen bildete sich das erste Eis um den 5. Dezember in der Pärnubucht und dem Väinameri. Mit der Kaltperiode in der zweiten Monatsdekade des Dezembers breitete sich küstennahes Eis bis in die Westliche Ostsee aus. Auch im Mälaren und dem Vänern bildete sich um diese Zeit das erste Eis.
In der Westlichen und Südlichen Ostsee verschwand das Eis zum Jahreswechsel und in der Südöstlichen Ostsee hielt sich Resteis im Kurischen Haff noch bis fast Ende Januar.
Unterdessen nahm in der Bottenwiek und dem Finnsichen Meerbusen im Januar die Eisausdehnung nur langsam zu. Südliche Winde brachten milderes Wetter mit sich und das Eis wurde an den nördlichen Küsten zusammengeschoben. Ab Anfang Februar nahm die Eisbildung in der nördlichen und östlichen Ostsee wieder zu. Zwischenzeitlich wurde das Treibeis in der Bottenwiek aber auch im Finnischen Meerbusen immer wieder durch starke südliche/südwestliche Winde nach Norden/Nordosten vertrieben, so dass sich keine großflächige Eisbedeckung in diesen Gebieten bilden konnte. Ab Mitte Februar nahm die Meereisausdehnung dann kontinuierlich zu und das Eis erreichte am 12. März seine maximale Ausdehnung. Die Eiskarte mit der größten Ausdehnung des BSH vom 8.03.2023 ist in Abbildung 12 dargestellt. Der März war dabei insbesondere in der Bottenwiek deutlich kühler als gewöhnlich, so dass die Meereisausdehnung bis in den März hinein zunehmen konnte.
Zum Zeitpunkt der maximalen Eisausdehnung war die gesamte Bottenwiek mit sehr dichtem oder ebenem Eis bedeckt. In Kvarken befand sich auf See ebenfalls dichtes bis sehr dichtes Treibeis. Entlang der schwedischen Küste bildete sich in Küstennähe Neueis bis in die nördliche Ostsee und in geschützten Buchten befand sich Festeis oder ebenes Eis. Entlang der gesamten finnischen Küste befand sich Festeis in inneren Buchten und Neueis etwas weiter außerhalb. Im Finnischen Meerbusen trieb großenteils sehr dichtes Treibeis bis etwa Gogland sowie dünneres, lockeres Eis etwas weiter westlich. Im Rigaischen Meerbusen befand sich im Väinameri, der Bucht von Pärnu sowie entlang der Küste im Nordosten zumeist dünnes Eis. Im Mälarsee war Festeis im Westen und ansonsten zumeist ebenes Eis. Örtlich befand sich auch im Vänern Neueis entlang der Ostküste.
Im Rigaischen Meerbusen und der nördlichen Ostsee inklusive dem Vänern verschwand das Eis nach Erreichen des Maximums relativ zügig bis Ende März. Im Mälarsee hielt sich morsches Eis bis etwa Mitte April. Auch im Finnischen Meerbusen nahm das Eis nach Erreichen des Maximums kontinuierlich ab. Östlicher Wind trieb in der ersten Aprilhälfte das Eis nach Westen, wo es relativ zügig abgeschmolzen ist. Auch in der Ålandsee, dem Schärenmeer und der Bottensee ist das Eis im Laufe des April zurückgegangen. Ende April war die Ostsee bis hinauf nach Kvarken bis auf etwas morsches Festeis in Buchten entlang der schwedischen Küste eisfrei. In der Bottenwiek hielt sich das Treibeis auf See nach Erreichen des Maximums zunächst über die gesamte Fläche. Gegen Mitte April vertrieb das Eis nach Westen und hinterließ eine breite Rinne mit sehr lockerem Eis entlang der Ostküste. Mit Beginn der dritten Aprildekade begann das Eis auf See zu schmelzen und lockerte sich großflächig auf. Mit Beginn des Mai nahm das Treibeis dann zügig ab und das Festeis wurde langsam morsch. Mitte Mai befand sich nur noch im Norden zumeist morsches Festeis und Ende Mai war dann die gesamte Ostsee eisfrei.
Das Festeis erreichte in der Bottenwiek Dicken bis 70 cm und im Finnischen Meerbusen bis 40 cm. Das Treibeis im Norden war bis 65 cm dick und im Finnischen Meerbusen bis 30 cm dick.
Beschränkungen für die Schifffahrt bestanden in der nördlichen Bottenwiek ab Anfang Dezember und wurden im Norden Finnlands erst Ende Mai wieder aufgehoben. Zeitweise gab es auch Beschränkungen für die schwedischen und finnischen Häfen bis in die Nördliche Ostsee sowie auch für den Hafen Pärnu im Rigaischen Meerbusen. Im Finnischen Meerbusen gab es für die russischen Häfen Beschränkungen für die Kleinschifffahrt ab Ende November bis Mitte April und zwischenzeitlich auch für größere Schiffe für Vysotsk und Vyborg. Zeitweise bestanden auch für die finnischen Häfen, insbesondere im Osten, Beschränkungen. Der Saimaa Kanal war vom 9. Januar 2023 bis zum 1. MAi 2023 geschlossen.
Der Wochenbericht mit Rückblick und Ausblick auf die Eislage in der Ostsee sowie einem kurzen Blick auf die Polregionen erscheint seit 2022 wöchentlich über das ganze Jahr.
Anfang | Ende | Tage mit Eis | max.
Eisdicke [cm] (Messung) |
max.
Eisdicke [cm]* (Ostsee-Eiskode) |
|
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Althagen, Hafen und Umgebung | 12.12. | 26.12. | 15 | [—] | 30 |
Anklam, Hafen | 15.12. | 22.12. | 8 | 8.0 | 10 |
Anklam, Hafen – Peenestrom | 15.12. | 22.12. | 8 | 8.0 | 10 |
Barhöft – Gellenfahrwasser | 17.12. | 22.12. | 6 | [—] | 5 |
Barth, Hafen und Umgebung | 11.12. | 26.12. | 16 | 11.0 | 15 |
Brücke Zecherin, Peenestrom | 13.12. | 26.12. | 14 | 6.0 | 10 |
Dranske, Boddengebiet | 15.12. | 22.12. | 8 | 5.0 | 10 |
Dranske, Libbenfahrwasser | 19.12. | 21.12. | 3 | 5.0 | 5 |
Dänische Wiek | 15.12. | 22.12. | 8 | 7.0 | 22 |
Flensburg – Holnis | 12.12. | 19.12. | 8 | [—] | 5 |
Greifswald-Ladebow, Hafen | 13.12. | 22.12. | 9 | 7.0 | 22 |
Greifswald-Wieck, Hafen | 15.12. | 22.12. | 8 | 7.0 | 22 |
Heiligenhafen, Hafen | 17.12. | 19.12. | 3 | 1.0 | 5 |
Kamminke, Hafen und Umgebung | 15.12. | 29.12. | 15 | [—] | 5 |
Karnin, Peenestrom | 14.12. | 19.12. | 6 | [—] | 10 |
Karnin, Stettiner Haff | 14.12. | 19.12. | 6 | [—] | 10 |
Kloster, Boddengebiet | 10.12. | 26.12. | 14 | 8.0 | 10 |
Lübeck – Travemünde | 18.12. | 19.12. | 2 | [—] | 5 |
Neuendorf, Hafen und Umgebung | 11.12. | 26.12. | 13 | 4.0 | 10 |
Neustadt, Hafen | 06.02. | 06.02. | 1 | [—] | 5 |
Peenemünde – Ruden | 14.12. | 20.12. | 7 | [—] | 5 |
Rankwitz, Peenestrom | 15.12. | 26.12. | 12 | 6.0 | 10 |
Rostock – Warnemünde | 12.12. | 21.12. | 10 | [—] | 10 |
Rostock, Stadthafen | 14.12. | 23.12. | 10 | [—] | 10 |
Sassnitz, Hafen und Umgebung | 16.12. | 10.02. | 8 | [—] | 5 |
Schlei, Schleswig – Kappeln | 11.12. | 21.12. | 11 | 7.0 | 10 |
Stralsund – Bessiner Haken | 15.12. | 24.12. | 10 | 5.0 | 10 |
Stralsund – Palmer Ort | 15.12. | 23.12. | 9 | [—] | 5 |
Stralsund, Hafen | 15.12. | 22.12. | 8 | 3.0 | 5 |
Thiessow, Boddengebiet | 14.12. | 19.12. | 6 | [—] | 10 |
Thiessow, Seegebiet | 15.12. | 18.12. | 4 | [—] | 5 |
Ueckermünde, Hafen | 17.12. | 20.12. | 4 | [—] | 10 |
Ueckermünde, Hafen – Ueckermündung | 17.12. | 20.12. | 4 | [—] | 10 |
Ueckermünde, Stettiner Haff | 16.12. | 23.12. | 8 | [—] | 10 |
Vierendehlrinne | 15.12. | 26.12. | 12 | 5.0 | 10 |
Walfisch – Timmendorf | 15.12. | 19.12. | 5 | [—] | 5 |
Warthe, Peenestrom | 14.12. | 26.12. | 13 | 10.0 | 10 |
Wismar – Walfisch | 15.12. | 20.12. | 6 | [—] | 5 |
Wismar, Hafen | 12.12. | 21.12. | 10 | 8.0 | 10 |
Wittower Fähre, Gewässer bei | 15.12. | 23.12. | 9 | [—] | 10 |
Wolgast – Peenemünde | 15.12. | 23.12. | 10 | [—] | 10 |
Zingst, Zingster Strom | 14.12. | 21.12. | 8 | 8.0 | 10 |
Anfang | Ende | Tage mit Eis | max.
Eisdicke [cm] (Messung) |
max.
Eisdicke [cm]* (Ostsee-Eiskode) |
|
---|---|---|---|---|---|
Bremen, Weser | 16.12. | 17.12. | 2 | [—] | 5 |
Büsum, Hafen | 16.12. | 19.12. | 4 | [—] | 5 |
Büsum, Norderpiep | 16.12. | 19.12. | 4 | [—] | 5 |
Büsum, Süderpiep | 16.12. | 19.12. | 4 | [—] | 5 |
Ellenbogen (Sylt), Listertief | 16.12. | 17.12. | 2 | 5.0 | 5 |
Emden, Neuer Binnenhafen | 15.12. | 16.12. | 2 | [—] | 5 |
Schillig, Jadegebiet | 18.12. | 19.12. | 2 | [—] | 5 |
Wangerooge, Harle | 16.12. | 19.12. | 4 | [—] | 5 |
Wangerooge, Watten | 16.12. | 19.12. | 4 | 5.0 | 5 |
Wangerooger Fahrwasser | 18.12. | 19.12. | 2 | [—] | 5 |
Wilhelmshaven, Hafeneinfahrten | 18.12. | 19.12. | 2 | [—] | 5 |
Wilhelmshaven, Tankerlöschbrücke | 18.12. | 19.12. | 2 | [—] | 5 |