Der Winter 2023/24 war laut Deutschem Wetterdienst der 13. milde Winter in Deutschland in Folge und insgesamt der drittwärmste Winter seit Beginn der Aufzeichnungen [1]. Dies zeigt sich auch in den Monatsmitteltemperaturen und deren Abweichungen von der Referenzperiode 1981–2010 der Stationen Norderney, Schleswig, Warnemünde und Greifswald von November 2023 bis März 2024 in Tabelle 1. Die Monatsmitteltemperaturen lagen für alle Monate über denen der Referenzperiode, wobei der Februar mit mehr als 4 °C über dem Vergleichswert für alle Stationen am wärmsten war. Von November bis Januar lagen die Abweichungen der Monatsmittelwerte von der Referenzperiode bei 0,4 °C bis 2,2 °C, während der März bis 3,1 °C wärmer als die Referenzperiode war.
November | Dezember | Januar | Februar | März | ||||||
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T [°C] | ΔT | T [°C] | ΔT | T [°C] | ΔT | T [°C] | ΔT | T [°C] | ΔT | |
Norderney | 7.80 | 1.20 | 5.70 | 2.20 | 3.90 | 1.30 | 6.80 | 4.20 | 7.60 | 2.70 |
Schleswig | 5.40 | 0.40 | 3.70 | 1.70 | 2.30 | 1.00 | 5.60 | 4.20 | 6.60 | 2.80 |
Warnemünde | 6.60 | 1.00 | 4.20 | 1.80 | 2.90 | 1.40 | 6.00 | 4.20 | 7.30 | 3.10 |
Greifswald | 5.50 | 0.80 | 3.40 | 2.00 | 2.20 | 1.60 | 5.70 | 4.70 | 6.70 | 3.00 |
Trotz des insgesamt warmen Winters gabs es drei kürzere Kälteperioden, eine Ende November/Anfang Dezember sowie 2 in der zweiten und dritten Januarwoche, an denen es großenteils zu Dauerfrost an den Küsten gekommen ist. Dies zeigt sich in den Tagesmitteltemperaturen der Stationen Norderney, Schleswig, Warnemünde und Greifswald in Abbildung 1. Blau hinterlegt sind Tage mit Tagesmitteltemperaturen unter 0 °C. Ab Ende November traten sowohl an der Nordseeküste als auch an der Ostseeküste erstmals Tagesmitteltemperaturen unter 0 °C auf. Der Einstrom kälterer Luft polaren Ursprungs sorgte für einen Rückgang der Temperaturen und teilweise für Dauerfrost. Im Osten hielt sich das kalte Wetter bis etwa zum 7. Dezember 2023 bevor die Tagesmitteltemperaturen wieder um den Gefrierpunkt und dann ab dem 10. Dezember 2023 wieder deutlich im Plusbereich lagen. Der weitere Dezember war mild und erst kurz nach dem Jahreswechsel sorgte erneut polare Kaltluft ab dem 4. Januar 2024 für eine erneute Frostperiode, die sich vom Norden Schleswig-Holsteins nach Südosten ausbreitete. Ab dem 11. Januar 2024 setzte sich von Nordwesten wieder milderes Wetter durch und die Tagesmitteltemperaturen lagen kurzzeitig wieder über 0 °C. Ab dem 15. Januar 2024 sanken die Tagesmitteltemperaturen mit Ausnahme der ostfriesischen Inseln nochmal kurzzeitig bis zum 19. Januar 2024 unter 0 °C, bevor es dann zum Ende des Monats wieder deutlich wärmer wurde. Im weiteren Verlauf des Winters traten keine weiteren Frostperioden auf und die Tagesmitteltemperaturen lagen über 0 °C.
Abbildung 2 zeigt die Anzahl der Eistage, Tage an denen die Lufttemperatur nicht über 0 °C steigt, sowie die Kältesumme, der Betrag der Summe der negativen Tagesmitteltemperaturen, für die Stationen Emden, Norderney, St. Peter Ording, List, Hamburg Fuhlsbüttel, Schleswig, Warnemünde, Greifswald, Arkona und Greifswalder Oie für die vergangenen vier Winter. Trotz des eher milden Winters traten an der Nordseeküste mit Ausnahme der ostfriesischen Inseln mehr Eistage auf als in den vergangenen beiden Wintern. Für die Stationen Hamburg Fuhlsbüttel und Schleswig, die eher im Landesinneren liegen, traten die meisten Eistage der vergangenen vier Winter auf. Entlang der östlichen Ostseeküste traten meist weniger Eistage als im vorangegangenen Winter und im Winter 2020/21 auf, aber oftmals mehr als im Winter 2021/22. Dieser Trend zeigt sich auch in der Kältesumme, wobei dort der Winter 2020/21 überall die höchste Kältesumme hatte. Mit einer Kältesumme von unter 100 sind alle vier vergangenen Winter meteorologisch milde Winter.
Der Verlauf der Lufttemperaturen spiegelt sich auch in den Wassertemperaturen an verschiedenen Stationen entlang der Nordsee- und Ostseeküste wider, die in den Abbildungen 3-5 dargestellt sind. Für alle Stationen sanken die Wassertemperaturen im November kontinuierlich meist bis unter 5 °C. Mit Einsetzen der Frostperiode Ende November sanken die Temperaturen dann besonders in der Ostsee noch etwas stärker ab. In den Haff- und Boddengebieten des Darß, um Rügen und dem Stettiner Haff wurden Wassertemperaturen um 0 °C erreicht. Mit dem Ende der Frostperiode stiegen die Wassertemperaturen insbesondere in den geschützteren Haff- und Boddengewässern wieder deutlich an. An den Außenküsten waren die Temperaturschwankungen etwas geringer. Im weiteren Verlauf des Dezembers lagen die Wassertemperaturen meist um die 5 °C bevor sie dann mit der nächsten Frostperiode Anfang Januar wieder absanken. Insbesondere an den Außenküste sanken die Wassertemperaturen etwas niedriger als in der erste Frostperiode, blieben aber über 0 °C. In den Haff- und Boddengewässern erreichten die Wassertemperaturen um die 0 °C. Die kurzfristig etwas wärmeren Lufttemperaturen sind auch in den Wassertemperaturen zu erkennen. Mit dem Ende der Frostperiode zum Ende der zweiten Monatsdekade des Januars stiegen die Wassertemperaturen im weiteren Verlauf des Winters kontinuierlich an.
Der Eiswinter 2023/24 an den deutschen Küsten war trotz dreier Eisperioden Anfang Dezember und im Januar ein schwacher Eiswinter, der jedoch vergleichsweise früh begonnen hat. Während der Eisperioden bildete sich nur in geschützten Küstengebieten kurzzeitig Eis, während es auf offener See eisfrei geblieben ist. Durch die kurze Dauer der Frostperioden ist kaum dickeres Eis entstanden, so dass das Eis mit Ende der Kaltperioden zügig verschwunden ist. Mit Ausnahme des Hafens von Emden bildete sich in der Nordsee nur im Bereich der Nordfriesischen Inseln örtlich etwas Eis. An der Ostseeküste kam in geschützten Gebieten entlang der gesamten Küste Eis vor, wobei sich an der schleswig-holsteinischen Küste mit Ausnahme der Schlei nur vereinzelt Eis gebildet hat.
Das erste Eis der Saison wurde am 30. November für die innere Schlei, in Dranske an der Westküste Rügens sowie im Listertief nördlich von Sylt gemeldet. In den folgenden Tagen bildete sich im Peenestrom, in geschützten Buchten des Kleinen Haffs, in den Boddengewässern um Rügen und vereinzelt auch in der Darß-Zingster-Boddenkette sowie im Hafen von Wismar vermehrt Eis. Dickeres Eis bildete sich dabei nur im Peenestrom bei Rankwitz und bei Ueckermünde. Mit steigenden Temperaturen ab dem 8. Dezember 2023 verschwand das zumeist dünne Eis zügig. Am 13. Dezember 2023 war die Küste wieder eisfrei als das letzte Eis bei Rankwitz verschwunden ist. In der Nordsee wurde nur für das Listertief im Norden von Sylt offenes Wasser an einigen Tagen zwischen dem 30. November 2023 und dem 8. Dezember 2023 beobachtet. Die frühe Eisbildung zum Monatswechsel November/Dezember 2023 an den deutschen Küsten ist verglichen mit dem langjährigen Median der Jahre 1961-2010 relativ früh, aber kein einzigartiges Ereignis.
Es dauerte dann bis zum 9. Januar 2024 bis mit der zweiten Frostperiode des Winters erneute Eisbildung an den Küsten einsetzte. Die zweite Eisperiode dauerte ebenfalls nur wenige Tage, bevor kurzzeitig mildere Temperaturen das noch dünne Eis Schmelzen ließen. Abbildung 7 zeigt ein Radarbild von Sentinel-1 der Ostseeküste von der Lübecker Bucht bis zum Stettiner Haff vom frühen Morgen des 10. Januar 2024. Eisbildung zeigt sich dabei im Dassower See an der Travemündung, in der Wismarbucht, dem Salzhaff, an der südlichen Küste der Darß-Zigster-Boddenkette und den westlichen Buchten von Rügen. Hierbei ist das dünne Eis durch seine hellere Farbe und gleichmäßigeren Textur gegenüber dem umgebenden Wasser abgegrenzt. Im Peenestrom sowie dem südwestlichen und nordöstlichen Stettiner Haff ist ebenfalls Eisbildung zu erkennen. Hier ist das Eis im Radarbild jedoch dunkler als das umgebene Wasser und hat oft mehr Strukturen, da das Eis vermutlich nicht flächig gefroren ist. Ein Radarbild gibt dabei größtenteils die Rauigkeit der abgebildeten Oberfläche wieder. Raue Untergründe reflektieren dabei mehr elektromagnetische Strahlung zurück zum Radar als ebene. Dadurch erscheinen glatte Oberflächen im Radarbild dunkel und raue Oberflächen hell. Eis, das sich auf dem Meer bildet, kann je nach Entstehungssituation und Dicke sowohl rau als auch glatt sein. Bildet sich Eis auf dem Wasser so verringert sich zunächst meist die Rauigkeit gegenüber dem nicht eisbedeckten Wasser, da sich eine dünne, ebene Eisschicht bildet und diese die kleinen Oberflächenwellen des Wassers dämpft. Durch Wind, welches das dünne Eis aufbricht und zusammenstoßen lässt bzw. nicht flächig gefrieren lässt, entsteht eine rauere Oberfläche. Leider ist es in der Natur nicht immer ganz so einfach, wodurch die Interpretation von Radarbildern bezüglich Meereises sowohl Übung als auch die Berücksichtigung des räumlichen Kontextes eines Bildes sowie der Wetterbedingungen der vergangenen Tage erfordert.
Ab dem 11. Januar 2024 sind von Westen her die Tagesmitteltemperaturen wieder angestiegen. Das dünne Eis ist deher zügig verschwunden und ab dem 13. Januar 2024 war die Küste wieder eisfrei. In der Nordsee hat sich in dieser Frostperiode kein nennenswertes Eis gebildet. Die eisfreie Zeit war jedoch nur von kurzer Dauer. Ab dem 16. Januar 2024 hat sich entlang der gesamten Ostseeküste in geschützten Gebieten letztmalig für den Winter Eis gebildet. Auch an der Nordsee, im Emdener Binnenhafen und den nordfriesischen Inseln, hat sich etwas Eis gebildet, jedoch blieb es bei offenem Wasser. Kamminke im Kleinen Haff hat das letzte Eis für diesen Winter am 23. Januar 2024 vermeldet. Vor allem in der westlichen Ostsee war das Eis jedoch oftmals schon am 20. Januar 2024 verschwunden.
Der milde Eiswinter zeigt sich ebenfalls anhand der täglichen flächenbezogenen Eisvolumensumme. Die flächenbezogene Eisvolumensumme ist ein Maß für die Eiswinterstärke, die aus der Eisdicke, dem Eisbedeckungsgrad und der Dauer des Eisvorkommens berechnet wird [3]. Die Eisvolumensumme zur Beurteilung des Eiswinters wird an 13 Klimastationen jeweils entlang der Nord- und Ostseeküste bestimmt. An der Nordsee werden folgende Stationen für die Berechnung verwendet: Borkum/Westerems, Emden (Ems und Außenhafen), Norderney/Seegat, Wangerooge/Watten, Hohe Weg/Leuchtturm, Brake (Weser), Helgoland, Stadersand/Elbe, Brunsbüttel, Hamburg/Landungsbrücken, Husum (Hafen), Amrum/Schmaltief und Tönning (Hafen). An der Ostsee werden folgende Station herangezogen: Koserow, Arkona, Landtiefrinne, Vierendehlrinne, Warnemünde/Seegebiet, Rostock-Warnemünde, Walfisch-Timmendorf, Travemünde-Lübeck, Marienleuchte/Seegebiet, Westermarkelsdorf/Seegebiet, Eckernförde (Hafen), Schleimünde-Schleswig und Flensburg-Holnis. Im Winter 2023/24 wurde nur an den Stationen Schleimünde - Schleswig und Flensburg - Holnis in der Ostsee Eis gemeldet. In der Nordsee wurde an keiner Klimastation Eis beobachtet. Die tägliche Eisvolumensumme während des Winters ist in Abbildung 8 dargestellt. Die drei Frostperioden ebenso wie die kurze Unterbrechung zeigt sich im Verlauf der täglichen Eisvolumensumme. In den ersten beiden Frostperioden wurde nur an der Schlei Eis beobachtet während in der letzten Frostperiode zusätzlich auch für Flensburg - Holnis Eis gemeldet, wodurch sich die Eisvolumensumme verdoppelt hat.
Insgesamt wurde im Winter 2023/24 an 28 Stationen Eis gemeldet, davon lagen vier an der Nordseeküste und 24 an der Ostseeküste. Die höchste gemessene Eisdicke betrug 6 cm an der Station Rankwitz im Peenestrom. Dickeres Eis, welches in Dagebüll an der Nordseeküste beobachtet wurde, lässt sich dadurch erklären, dass sich in durch die Gezeiten trockenfallenden Gebieten Eis bilden kann, das durch anfrierendes Wasser an Dicke zunehmen kann. Die meisten Tage mit Eis wurden an der Station Rankwitz im Peenestrom mit 26 Tagen gefolgt von der Schlei mit 22 Tagen beobachtet. An der Nordseeküste wurde im Listertief an 7 Tagen Eis beobachtet.
Eine Übersicht über die Winterstatistik sowie die Meldungen der deutschen Beobachtungsstationen befinden sich in den Anhängen A und B.
Im Winter 2023/24 kam es an den deutschen Küsten auf Grund der nur kurz andauernden Eisperioden und damit geringen Eisdicken zu keiner nennenswerten Behinderung der Schifffahrt.
Abbildung 10 zeigt die akkumulierte Eisvolumensumme an der deutschen Ostseeküste seit 1879. Über die gesamten 146 Winter waren 21 Winter gleich oder schwächer und 124 Winter stärker als der Winter 2023/24. Seit 2010 gab es keinen starken Eiswinter mehr und der letzte sehr starke Eiswinter ist 1996 aufgetreten.
Abbildung 11 zeigt die akkumulierte Eisvolumensumme seit 1897 an der deutschen Nordseeküste. Über den gesamten Zeitraum von 128 Jahren hatten 18 ebenfalls kein Eis und 109 Winter waren stärkere Eiswinter. Den letzten starken Eiswinter gab es im Jahr 1996 und den letzten sehr starken Eiswinter im Jahre 1979. Insgesamt zeigt sich, dass es seit der Jahrtausendwende nur einen starken Eiswinter an der Ostseeküste im Jahr 2010 gegeben hat und ansonsten die Eiswinter an beiden Küsten schwach oder mäßig waren. Es zeigt sich zudem ein Trend zu milderen Wintern. Dennoch können aus den historischen Zeitreihen keine Schlüsse auf den kommenden Winter gezogen werden und es gibt weiterhin eine Variabilität von Jahr zu Jahr.
Im Skagerrak und Kattegat ist im Verlauf des Winters nur in geschützten Gebieten und in den inneren Schären entlang der Küste Eis aufgetreten. Eisbildung setzte Ende November/Anfang Dezember 2023 ein. Das meiste Eis entlang der Küste war Anfang März wieder verschwunden. Vereinzelt entlang der norwegischen Küste hielt sich das Eis bis in die dritte Märzdekade. Entlang der dänischen Inseln und Festlandküste bildete sich nur während der Kaltperioden im Januar Eis in geschützten Küstengebieten. An der südlichen schwedischen Küste gab es insbesondere in den Schären bei Karlskrona dünnes Eis zu den Kaltperioden im Dezember und Januar. Im Frischen Haff und im Kurischen Haff setzte die erste Eisbildung Ende November ein. Zum Ende der zweiten Dezemberdekade ist das Eis zum großen Teil wieder verschwunden gewesen bevor sich Anfang Januar neues Eis gebildet hat. Anfang Februar war dann im Frischen Haff das meiste Eis geschmolzen und auch im Kurischen Haff war nur noch örtlich etwas verbliebenes Resteis. Im weiteren Verlauf des Winters hat sich kein nennenswertes Eis mehr gebildet.
Der Eiswinter in der nördlichen Ostsee war von seiner Dauer her ein langer Eiswinter, der in der Bottenwiek von Ende Oktober 2023 bis Anfang Juni 2024 dauerte. Hinsichtlich der maximalen Eisausdehnung war es ein schwacher Winter. Die Ausdehnung war jedoch die größte der vergangenen sechs Wintern.
Das erste Eis in den Schären der nördlichen Bottenwiek bildete sich um den 22./23. Oktober 2023. Im November breitete sich das küstennahe Eis bis nach Norra Kvarken aus und im Norden bildete sich vermehrt Eis etwas weiter außerhalb auf See. Ende November/Anfang Dezember 2023 setzte dann Eisbildung örtlich entlang der gesamten Küste bis ins Schärenmeer und der Ålandsee sowie im Finnischen und Rigaischen Meerbusen und etwas später auch entlang der südlicheren schwedischen Küste ein. In der zweiten Dezemberhälfte war es dann etwas milder und das Eis ist wieder etwas zurückgegangen. Ab Ende Dezember nahmen die Temperaturen dann wieder deutlich ab und ab Anfang Januar gab es bis in den Rigaischen Meerbusen teils sehr strengen Frost, so dass das Eis an den Küsten und im Norden auf See zügig zugenommen hat. Am 3. Januar 2024 waren die Bottenwiek und Norra Kvarken komplett mit Eis bedeckt. Im Finnischen Meerbusen hat sich bis Mitte Januar ebenfalls vermehrt Eis auf See im Osten und entlang der nördlichen Küste gebildet. Ende Januar ist es bis in den Norden bei Temperaturen teils um 0 °C deutlich wärmer geworden und südwestliche Winde haben das Eis in der Bottenwiek und auch im Finnischen Meerbusen an die Küste vertrieben. Die Gesamteisbedeckung der nördlichen Ostsee ist daher insgesamt deutlich zurückgegangen. Ab dem 5. Februar 2024 ist es dann im gesamten nördlichen Ostseeraum wieder deutlich kälter geworden und die Meereisbedeckung hat dementsprechend zugenommen. In der Bottenwiek, Norra Kvarken, der nördlichen Bottensee und im Finnischen Meerbusen hat sich in der Folge auf See Eis vermehrt Eis gebildet. Am 12. Februar wurde die maximale Eisbedeckung in der gesamten Ostsee für diesen Winter erreicht. Abbildung 12 zeigt die Eiskarte des BSH vom 14. Februar 2024.
Zum Zeitpunkt der maximalen Ausdehnung waren die Bottenwiek, Norra Kvarken, die nördliche Bottensee und auch das Schärenmeer vollständig mit Eis bedeckt. Entlang der Küste der Bottensee befand sich weiter außerhalb ebenfalls Eis aber der zentrale Teil war noch eisfrei. Der Finnische Meerbusen war bis etwa zum Längengrad von Tallinn mit Eis bedeckt. Im nördlichen Rigaischen Meerbusen und in geschützten Gebieten entlang der schwedischen Küste bis in den Kalmarsund befand sich ebenfalls Eis. Weiter südlich war bis auf vereinzeltes Eis im Kurischen Haff und bei Kaliningrad kein Eis mehr vorhanden. Das Eis auf See in der Bottensee und dem westlichen Finnischen Meerbusen war jedoch meist dünnes Eis. Ende Februar ging die eisbedeckte Fläche durch milde Temperaturen bis in den hohen Norden sowie südliche Winde deutlich zurück. In der Bottensee ist das Eis bis auf die Küste und an der Grenze nach Norra Kvarken verschwunden. Im Finnischen Meerbusen und der Bottenwiek ist das Eis an die nördliche Küste vertrieben worden. Entlang der südlichen schwedischen Küsten ist das Eis geschmolzen. Im Laufe des März hat sich die Eissituation insgesamt wenig verändert. Einzig in der Bottenwiek hat sich auf See nochmal etwas Eis gebildet und ist teilweise nach Süden vertrieben, wodurch die Eisausdehnung kurzfristig nochmal zugenommen hat. Ende März/Anfang April ist in der Nördlichen Ostsee, dem Schärenmeer, dem Rigaischen Meerbusen und dem Finnischen Meerbusen das Eis deutlich und zügig zurückgegangen. Die Nördliche Ostsee und der Rigaische Meerbusen waren in der ersten Aprildekade eisfrei. Die südliche Bottensee, das Schärenmeer und der Finnische Meerbusen waren in der zweiten Aprildekade eisfrei. Das verbliebene Eis in der nördlichen Bottensee und Norra Kvarken ist im Laufe des April morsch geworden und das Eis auf See gänzlich verschwunden. In der Bottenwiek ist das Treibeis auf See nach Westen vertrieben worden und entlang der finnischen Küste befand sich eine sehr breite Rinne mit großenteils offenem Wasser. Das Treibeis in der Bottenwiek blieb bis in den Mai hinein entlang der schwedischen Küste. Im Mai sorgten warme Lufttemperaturen dafür, dass das im Norden verbliebene Festeis der Bottenwiek in den ersten beiden Wochen morsch geworden ist. Das Treibeis auf See ist zügig zurückgegangen. Die Reste des relativ dicken Festeises hielten sich im Nordosten bis Anfang Juni und am 4. Juni 2024 war die Bottenwiek endlich eisfrei.
Durch den lang andauernden und teils sehr kalten Winter hat das Festeis in den nördlichen Schären der Bottenwiek eine Dicke von bis zu 90 cm und auch das Treibeis war örtlich noch im Mai bis zu 70 cm dick.
Der Verlauf des Eiswinters zeigt sich auch in der Eisausdehnung aus den Eiskarten des BSH in Abbildung 13.
Der Wechsel der Kalt- und Warmperioden in Dezember, Januar und Februar und die dadurch verursachten Schwankungen der Eisausdehnung sind deutlich zu erkennen. Es war vor allem im Norden ein Eiswinter, der sehr zeitig Ende Oktober begann und sich auch lange bis in den Juni gehalten hat. Durch die wärmeren Perioden hat sich insgesamt gesehen jedoch kein schwerer Eiswinter entwickelt. Die mit dem milderen Wetter verbundenen südlichen Winde Ende Januar und Ende Februar haben das Treibeis in der Bottenwiek teilweise aufgepresst und zu Schwierigkeiten für die Schifffahrt geführt. In den südlicheren Gebieten dagegen begann der Winter zwar meist früher als gewöhnlich aber endete auch früher.
Für die Schifffahrt galten in der nördlichen Bottenwiek vom 22. November 2023 bis zum 31. Mai 2024 Beschränkungen. Zeitweise galten auch Beschränkungen in der Bottensee, der Ålandsee, dem Schärenmeer, im Finnischen Meerbusen, im Rigaischen Meerbusen und entlang der schwedischen Küste bis nach Karlskrona sowie örtlich im Skagerrak und Vänern.
Der Wochenbericht mit Rückblick und Ausblick auf die Eislage in der Ostsee sowie einem kurzen Blick auf die Polregionen erscheint seit 2022 wöchentlich über das ganze Jahr.
Anfang | Ende | Tage mit Eis | max.
Eisdicke [cm] (Messung) |
max.
Eisdicke [cm]* (Ostsee-Eiskode) |
|
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Althagen, Hafen und Umgebung | 09.01. | 11.01. | 3 | [—] | 10 |
Barth, Hafen und Umgebung | 09.01. | 20.01. | 10 | 2.0 | 5 |
Brücke Zecherin, Peenestrom | 16.01. | 19.01. | 2 | [—] | 10 |
Dranske, Boddengebiet | 30.11. | 18.01. | 3 | [—] | 5 |
Eckernförde, Hafen | 18.01. | 19.01. | 2 | 5.0 | 5 |
Flensburg – Holnis | 20.01. | 21.01. | 2 | [—] | 5 |
Greifswald-Wieck, Hafen | 01.12. | 07.12. | 7 | 4.0 | 5 |
Kamminke, Hafen und Umgebung | 09.01. | 23.01. | 8 | 3.0 | 5 |
Karnin, Peenestrom | 09.12. | 19.01. | 7 | [—] | 5 |
Karnin, Stettiner Haff | 09.12. | 19.01. | 7 | [—] | 10 |
Neuendorf, Hafen und Umgebung | 09.01. | 10.01. | 2 | [—] | 5 |
Neustadt, Hafen | 18.01. | 19.01. | 2 | 1.0 | 5 |
Rankwitz, Peenestrom | 01.12. | 22.01. | 26 | 6.0 | 10 |
Rostock, Stadthafen | 09.01. | 19.01. | 7 | [—] | 5 |
Sassnitz, Hafen und Umgebung | 19.01. | 20.01. | 2 | [—] | 5 |
Schlei, Kappeln – Schleimünde | 09.01. | 10.01. | 2 | 1.0 | 5 |
Schlei, Schleswig – Kappeln | 30.11. | 20.01. | 22 | 3.0 | 5 |
Ueckermünde, Hafen | 04.12. | 12.01. | 8 | [—] | 5 |
Ueckermünde, Hafen – Ueckermündung | 04.12. | 13.01. | 10 | [—] | 10 |
Ueckermünde, Stettiner Haff | 04.12. | 12.01. | 9 | [—] | 10 |
Warthe, Peenestrom | 04.12. | 22.01. | 17 | [—] | 5 |
Wismar – Walfisch | 10.01. | 11.01. | 2 | [—] | 5 |
Wismar, Hafen | 01.12. | 14.01. | 15 | 2.0 | 5 |
Zingst, Zingster Strom | 06.12. | 21.01. | 7 | 3.0 | 5 |
Anfang | Ende | Tage mit Eis | max.
Eisdicke [cm] (Messung) |
max.
Eisdicke [cm]* (Ostsee-Eiskode) |
|
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Dagebüll, Hafen | 09.01. | 09.01. | 1 | [—] | 15 |
Dagebüller Fahrwasser | 09.01. | 09.01. | 1 | [—] | 15 |
Ellenbogen (Sylt), Listertief | 30.11. | 10.01. | 7 | 5.0 | 5 |
Emden, Neuer Binnenhafen | 10.01. | 11.01. | 2 | 2.0 | 5 |